Jedes Jahr treffen sich die Weltraumagenturen, Unternehmen, Wissenschaftler und Ingenieure in einem Land der Erde zum International Astronautical Congress (IAC). Dieses Jahr führten alle Warp-Spuren nach Bremen. Die Betreibergesellschaft des Bremer Fallturms (ZARM) organisierte federführend den Kongress.
Dass 2018 für die europäische Raumfahrt ein ganz besonderes Jahr ist, zeigte sich auf dem IAC gleich mehrfach:
- die japanische Raumsonde Haybusa 2 steuert zielsicher den Asteroriden Ryugu an und setzt den im DLR entwickelten und mit Instrumenten der TU Braunschweig bestückten Lander Mobile Asteroid Surface Scout (MASCOT) aus
- Alexander Gerst übernimmt als erster Deutscher das Kommando auf der ISS
- die Ariane 5 absolviert erfolgreich ihren 100. Start
- der europäische Satellit „Remove Debris“ fängt erstmals mit einem Netz Weltraummüll ein
Reichlich Gesprächsstoff für eine Fachkonferenz.
Die Bremer Organisatoren gingen aber erstmals eigene Wege. So luden sie zu einem Öffentlichkeitstag ein, zu dem über 13.000 Besucher kamen.
Schülerkongress beim IAC
Eine weitere Neuerung für einen IAC war die Durchführung eines SchülerInnen-Kongresses. Aus ganz Deutschland wurden Zweierteams eingeladen, um selbst eine kleine Präsentation zu halten. Wir bewarben uns natürlich mit unserem Astronautentrainingsprogramm. Wie echte Wissenschaftler mussten wir hierfür einen „Abstract“ einreichen, der begutachtet wurde. Anschließend wurden wir eingeladen, unser Projekt in 10 Minuten vorzustellen. Und das ganze nicht etwa in einem geschlossenen Raum, sondern mitten in der Messehalle am Stand des ZARMs gleich neben der European Space Agency, dem DLR und der NASA!
Zwei von uns machten sich mitten in den Herbstferien zusammen mit Herrn Jauch auf den Weg nach Bremen. Am Öffentlichkeitstag nutzten wir die Zeit, um uns die Hayabusa 2-Sonde im Maßstab 1:1 anzusehen, das Orion-Raumschiff, den Brain – der europäische Marsrover, MASCOT und viele andere Dinge. Besonders interessant waren die virtuellen Ausflüge ins Weltall. Wir dockten einen Raumtransporter an der ISS an, steuerten eine Untersee-Sonde auf dem Jupiter-Mond Europa, erledigten einen Außenbordeinsatz an der ISS und lernten, wie man das Orion-Raumschiff zum Mond fliegt.
Am Abend wurden wir von den Organisatoren zum DLR School_Lab in Bremen eingeladen. Dort lernten wir die anderen SchülerInnen kennen, aßen gemeinsam und besichtigten die Satelliten-Fertigung, das Kryo- und Landelabor im DLR. Zudem durften wir den Bremer Fallturm besichtigen. Seine 110m Höhe erlaubten für 4,7 Sekunden Experimente in der Schwerelosigkeit.
Am Donnerstag, dem 04.10.2018, standen dann wir im Mittelpunkt. Am Morgen waren wir noch ganz entspannt, doch je näher wir dem Messe-Zentrum kamen, desto aufgeregter waren wir. Zum Glück kannten wir schon einige der anderen SchülerInnen vom Abend beim DLR. So merkten wir, dass es ihnen ganz genauso ging wie uns. Alle waren irgendwie aufgeregt, gespannt und nervös. Und trotzdem freuten sich alle, dass sie dabei sein dürfen.
Die Mitarbeiter des ZARM und des DLRs begrüßten uns. Eine ganz besondere Ehre waren die motivierenden Worte des Generaldirektors der ESA, Prof. Dr. Wörner. Dass er Junora ganz persönlich ansprach und für die ESA anwerben wollte, gab uns einen extra Schub! Wir lauschten den anderen Vorträgen aufmerksam und lernten viele Dinge selbst neu kennen:
- Wie bekommt man einen Geldspeicher ins All?
- Was wissen wir jetzt schon über den Exoplaneten Trappist-1?
- Wie erkundet man den Mars per Luftschiff?
- Wie konstruiert man einen Marsroboter?
- Warum erst zum Mars fliegen, wenn Titan doch viel interessanter ist?
Wir schlüpften in unsere Raumanzüge, wienerten die Raketen, atmeten dreimal tief durch und starteten unsere Präsentation. Wir hatten so viel geübt, dass wir unseren Text blind beherrschten und ganz genau nach 10 Minuten fertig waren! Punktlandungen können wir also nicht nur mit unseren Raketen. Die Fragen vom Publikum waren dann eine Kleinigkeit. Unsere Idee sowie unser Programm, mit Grundschülern dieses Projekt durchzuführen, wurde von allen gelobt. Das tat nach all der Arbeit wirklich gut!
Die Zeit in Bremen ging viel zu schnell vorbei. Dem ZARM muss man dankbar sein, dass sie etwas derart Neues gewagt haben. Raumfahrt-Kongress und SchülerInnen passten perfekt zusammen. Die Herausforderung, in einer Messehalle vor fast Fremden einen Vortrag zu halten, mit Astronauten, wie Thomas Reiter oder Norishige Kanai, zu sprechen, Raumsonden, Raketen und Labore im Original zu sehen. Dem Livecall mit Alexander Gerst beizuwohnen, gleichgesinnte SchülerInnen zu treffen und eine Menge Spaß gehabt zu haben, waren ganz besondere Erfahrungen, die uns tief bewegt haben. Danke dem ZARM, dem DLR und allen HelferInnen beim IAC 2018 in Bremen!